Die Operation am Grauen Star ist ein Routineeingriff
Den meisten Menschen ist vor einer Operation am Auge etwas mulmig. Schließlich ist man nicht jeden Tag in dieser Situation. Da ist es verständlich, dass Vorfreude aber auch Anspannung diesen Schritt begleiten.
Die gute Nachricht ist: Was sich für Sie wie ein besonderes Ereignis anfühlt, ist für den operierenden Arzt Alltag. Mehr als eine Millionen Linsen-OPs werden pro Jahr in Deutschland ambulant durchgeführt, die meisten davon zur Behandlung des Grauen Stars (Katarakt). Der Eingriff dauert nicht mehr als 10-30 Minuten, ist schmerzfrei und verläuft in den allermeisten Fällen komplikationslos. Es ist ein Routineeingriff, mit dem die Medizin viel Erfahrung hat. Lesen Sie jetzt, wie eine Operation am Grauen Star abläuft und welche Operationstechniken heute zum Einsatz kommen.
Unmittelbar vor der Operation am Grauen Star
Der große Tag ist da. In der Augenklinik prüft ein Mitarbeiter zunächst Ihre Unterlagen, schaut sich das zu operierende Auge noch einmal kurz an und stellt sicher, dass das richtige Auge (rechts oder links) für die Operation vorbereitet wird. Anschließend werden Sie in den Operationssaal begleitet.
Lokale Betäubung bei der Operation am Grauen Star
Die Operation am Grauen Star ist ein sehr kleiner Eingriff. Damit sie keine Schmerzen spüren, wird Ihr Auge lokal betäubt. Eine Vollnarkose kommt bei einer Operation am Grauen Star nur in bestimmten Fällen infrage. Das ist zum Beispiel dann notwendig, wenn der Patient seinen Kopf – wie bei einer ausgeprägten Parkinson-Erkrankung – nicht stillhalten kann. Auch bei Kindern mit einer angeborenen Linsentrübung ist eine Vollnarkose üblich.
Betäubende Tropfen oder Gel
Bei einer Operation am Grauen Star erfolgt die lokale Betäubung in der Regel mittels Augentropfen oder Augengel. Durch die Betäubung der Nerven im Auge und in der Gegend um das Auge herum spüren Sie keine Schmerzen während des Eingriffs. Manchmal erhalten Patienten vor dem Eingriff zusätzlich Beruhigungsmittel. Alternativ zu Tropfen oder Gel kann das lokale Betäubungsmittel auch mit einer Spritze verabreicht werden. Das ist heutzutage jedoch nur noch selten erforderlich.
Entfernung der natürlichen Augenlinse
Die körpereigene Augenlinse wird von einer Kapsel umschlossen und besteht aus einem härteren Kern und einer weicheren Rinde. Bei der Operation des Grauen Stars wird die gesamte Augenlinse entfernt, nur die Kapsel verbleibt. Mehr zum Aufbau des Auges erfahren Sie im Artikel So funktioniert das Auge.
Linsenaustausch mit Hilfe von Ultraschall
Beim gängigsten Verfahren zur Entfernung des Grauen Stars öffnet der Augenarzt die Hornhaut mit einem Skalpell und setzt einen winzig kleinen Schnitt von ungefähr 2mm. Als nächstes wird mit Hilfe von Ultraschall der harte Linsenkern verflüssigt und gemeinsam mit der weicheren Rinde abgesaugt. Je härter der Linsenkern ist, desto länger dauert dieser Schritt. Ein stark verhärteter Linsenkern, wie er bei einem weit fortgeschrittenen Grauen Star zu beobachten ist, erhöht das Risiko für Komplikationen.
Anschließend wird über den millimetergroßen Schnitt eine neue, künstliche Linse in den Kapselsack eingesetzt, wo sich zuvor die körpereigene Augenlinse befand. Moderne faltbare Linsen benötigen nur einen minimalen Eingang. Sie sind so designt, dass sie sich im Auge auffalten und optimal positionieren lassen. Sobald der Operateur seine Instrumente entfernt, verschließen sich die kleinen Schnitte von selbst.
Linsenaustausch mittels moderner Lasertechnik
In den letzten Jahren (seit 2010) bieten Kliniken zunehmend den Einsatz von innovativer Lasertechnologie zur Durchführung der Grauen Star Operation an. Bei dieser Methode kann der Femtosekundenlaser vor allem beim Schneiden der Zugänge zum Auge („Inzisionen“), bei der Eröffnung der vorderen Linsenkapsel („Kapsulotomie“) sowie bei der Zerlegung bzw. Aufweichung des getrübten Linsenkerns („Fragmentierung“) zur Anwendung kommen.
Der Lasereinsatz ermöglicht es dem behandelnden Arzt, die Graue Star Operation mit einem hohen Maß an Präzision und besonders schonend für das Auge durchzuführen (insbesondere mit den modernen Niedrigenergie-Geräten). Zudem kann der Laser bei zusätzlichen medizinischen Indikationen (wie z. B. Hornhautverkrümmung) erfolgreich zeitgleich eingesetzt werden.
Nach der Operation am Grauen Star
Wenn Ihre neue Kunstlinse perfekt sitzt, ist das Verfahren beendet. Sie erhalten antibiotische Augentropfen, die eine Infektion verhindern sollen. Außerdem wird das operierte Auge mit einer Schutzbrille oder einer Augenklappe abgedeckt. In einem Ruheraum können Sie sich von dem Eingriff erholen. Noch am selben Tag können Sie nach Hause gehen und in der Regel den Verband am nächsten Tag abnehmen. Wie Sie dafür sorgen können, dass das frisch operierte Auge komplikationslos heilt, haben wir im Artikel Wie verhalte ich mich vor und nach der Operation am Grauen Star? für Sie zusammengefasst.
Lassen Sie sich im Vorfeld zu OP-Verfahren und Kunstlinse beraten
Welche Operationstechnik für Sie passend ist, sollten Sie im Vorfeld mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen. Dabei können Sie auch klären, welche Art der Kunstlinse für Sie geeignet ist. Das wichtigste Ziel einer Operation am Grauen Star ist die Entfernung der getrübten Linse. Neben den Standardlinsen stehen Ihnen heute zum Beispiel auch Mehrstärkenlinsen für mehr Brillenfreiheit sowie EDOF- und Monofokal-Plus-Linsen für mehr Sehkomfort zur Verfügung.